„Es lebt es sich leicht auf der sicheren Seite. Wo man reich ist, ist die offene Gesellschaft ein Teil der Lebensqualität. Bunt muss man sich auch leisten können.“ Der Kabarettist Andreas Rebers rechnet in seinem satirischen Monatsrückblick mit den realitätsfremden linken „Wirklichkeitsflüchtlingen“ ab.
Applaus für nichts
Willkommen zum Opportunismusblock. Hier ist der Wohlfühlplatz für alle. Hier muss man nicht mehr argumentieren und zuhören. Wer hier bei uns steht, der steht auf der richtigen Seite. Hier, in einer Blase von Gleichgesinnten gibt es Applaus für alles oder nichts. Hier stellt man sich hin, zeigt auf irgendjemanden, dessen Meinung nicht genehm ist und dann kommt das Argument des Jahrhunderts: „Die sind rechts!!“
Risikofreie Meinungsäußerung
Soweit so gut. Mitunter stimmt das vielleicht auch, aber wo bleibt das: „Wir sind links!“ Ja, da können sie lange warten. Abgesehen, dass es gar nicht um links und rechts geht, sondern um oben und unten, arm und reich, alt gegen jung und Stadt gegen Land. Und gerade wenn man hier in München mal wieder ruft „München ist bunt!“, dann sollten die Protagonisten der risikofreien Meinungsäußerung dazu erwähnen, was das eigentliche an München ist. Nämlich: „München ist reich!“ Das ist der Unterschied zu Plauen, Duisburg oder Wilhelmshaven. Und wo man reich ist, da ist die offene Gesellschaft eben auch ein Teil der Lebensqualität. Bunt muss man sich irgendwie auch leisten können. Eine kleine Charity hier, eine kleine Lichterkette da. Auch gern einmal eine kleine Kundgebung. Ganz nach dem Motto: „Ob im Dienst oder privat – ewig lockt die gute Tat.“ Und immer die offene Gesellschaft!
Ignorante Wirklichkeitsflüchtlinge
Leider ist meine Erfahrung, gerade in München, dass diejenigen, die am lautesten von einer offenen Gesellschaft plappern, diejenigen sind, die den Widerspruch am wenigsten dulden. Es ist ein wenig die Welt unserer „Wirklichkeitsflüchtlinge“. Indem man komplexe Teile eines Problems ignoriert und nur das übrig lässt, was gut ankommt, lebt es sich leicht auf der sicheren Seite. Eine kleine pieksaubere Elite, die zu bequem ist, ihr Biographie infrage zu stellen und zu faul ist, die Fragen zu zulassen, die mit Antworten verbunden wären, die ihr Selbstbildnis zersplittern ließen.
Beihilfe zur Herstellung von Politikverdrossenheit
Dann stellt sich unsere Antonia Hofreiter hin und behauptet, dass die Grünen der Gegenpol zur AfD sind. Soweit, so gut. Vielleicht ist es ja auch umgekehrt. Vielleicht sind die Grünen ein Teil der Ursachen für die AfD. Es gibt eine Kausalität. Es gibt einige in diesem Land denen ich die fahrlässige Beihilfe zur Herstellung überflüssiger Politikverdrossenheit und Rechtsradikalität in der gesellschaftlichen Mitte vorwerfen muss.
„Multikulti ist für mich Wischiwaschi. Es fühlt sich gut an und lenkt vom Eigentlichen ab.“
Andreas Rebers
AKP besser organisiert als SPD
Jetzt haben wir eine AfD mit wachsendem Potential und eine türkische AKP, die besser organisiert ist, als die SPD in Bayern oder Nordrhein-Westfalen. Und wenn es um die SPD geht, dann muss man klar feststellen, dass eine Volkspartei, die sich nicht schmutzig machen will, keine Volkspartei mehr ist. Das Volk ist eben nicht so sauber wie es Katrin Göring-Eckardt oder Gesine Schwan gern hätten. Das muss man sich leisten können.
Schlechte linke Revolutionen
Der kommunistische Philosoph Slavoj Zizek schreibt, dass Faschismus eigentlich immer das Ergebnis von schlecht gemachten linken Revolutionen ist. Übrigens: Der SPD-Politiker Thomas Oppermann sagte in einem Interview, dass es für die kommenden Wahlkämpfe (also, in diesem Jahr) wichtig ist, den Duktus moralischer Überheblichkeit abzulegen. Das wird auch Zeit.