Es sind diese Szenen, die nun für Furore sorgen. Beim kleinen TV-Duell am Mittwoch durfte die als Krankenschwester vorgestellte Dana Lützkendorf eine Frage an die Politiker von FDP, Grüne, Linke und AfD stellen. Danach stellte sie klar, wessen Antwort zum Gesundheitssystem sie am meisten überzeugte: die von Linken-Politikerin Katja Kipping. Jetzt kommt heraus: Die Krankenschwester ist selbst Linken-Mitglied.
„Wie gewährleisten Sie die Finanzierung des Gesundheitswesens?“, fragte Dana Lützkendorf. Ihre Frage war eine der „Zehn wichtigsten Fragen der Deutschen“ auf Sat.1. Die Spitzenkandidaten von FDP, Grüne, Linke und AfD mussten antworten – und Lützkendorf anschließend sagen, wem sie nun ihre Stimme geben wolle. Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Der Linken.“
Krankenschwester entschied sich in TV-Debatte für Argumente der Linken
Die Intensiv-Pflegerin, die für mehr Personal in Krankenhäusern kämpft, begründete ihre Entscheidung mit „persönliche(n) Erfahrungen“. Denn: „Es gibt einige, die hinter unseren Forderungen stehen und an unserer Seite kämpfen. Da haben wir sehr gute Erfahrungen mit den Linken gemacht und mit den anderen eher schlechtere.“
In einem Einspielfilm war Lützkendorf zuvor als Krankenschwester aus Berlin vorgestellt worden. „Früher ihr Traumjob, jetzt ein Alptraum“, hieß es darin unter anderem. Sie beklagte unter anderem, dass eine Krankenschwester immer mehr Patienten betreuen müsse, teils sogar allein auf Station sei. Was nicht verraten wurde, ist, dass Lützkendorf selbst Mitglied in einer Partei ist – und zwar bei den Linken.
Sie trat schon mit Riexinger bei Pressekonferenzen auf
FDP-Chef Christian Lindner selbst meldete sich nach der Sendung auf Twitter zu Wort und machte auf die Parteimitgliedschaft der Krankenschwester aufmerksam. Tatsächlich ist Lützkendorf bei den Berliner Linken in Friedrichshain-Kreuzberg aktiv. Lützkendorf ist sogar gewählte Delegierte des Bezirksverbands für den Bundesparteitag der Linken.
Spannende Sendung. @ClausStrunz wussten Sie aber, dass die Krankenschwester Funktionären bei der @dieLinke ist? Ups! 😉 CL @sat1 #wahl2017
— Christian Lindner (@c_lindner) 30. August 2017
Auch in Parteizeitungen kommt sie zu Wort. Auf YouTube findet sich außerdem ein Video von ihr bei einer gemeinsamen Pressekonferenz zum Thema Pflege mit dem Bundesvorsitzenden Bernd Riexinger. Dass Lützkendorf sich bei der TV-Debatte als vermeintlich gewöhnliche Krankenschwester für Katja Kipping aussprach, überrascht vor diesem Hintergrund nicht.
Große Empörung in sozialen Netzwerken
In sozialen Netzwerken ist die Empörung nun groß. „Wie können Sie es wagen, unseren Berufsstand so zu missbrauchen? Bei Sat.1 als neutrale Person sich zu verkaufen, aber in Wirklichkeit Werbung für Parteien zu machen. Schämen Sie sich“, lautet einer der Kommentare auf Lützkendorfs Facebook-Seite.
Claus Strunz entschuldigt sich
Am Donnerstagnachmittag meldete sich nun auch Claus Strunz, der Moderator der Sendung zu Wort. „In meinem Wahl-Talk ist uns am Mittwochabend ein Fehler unterlaufen“, schrieb Strunz auf Facebook. Er bestätigt die Parteimitgliedschaft Lützkendorfs. „Das konnten wir nicht kenntlich machen, weil uns die Information aufgrund einer lückenhaften Recherche nicht bekannt war.“
In eigener Sache:
In meinem Wahl-Talk ist uns am Mittwochabend ein Fehler unterlaufen.
Die Krankenschwester Dana Lützkendorf, die als Talkgast über die Probleme in ihrem Berufsalltag berichtet hat, ist Mitglied der Partei „Die Linke“. Das konnten wir nicht kenntlich machen, weil uns die Information aufgrund einer lückenhaften Recherche nicht bekannt war.
Oft genug habe ich von Politikern und Konzernchefs in meinen Kommentaren verlangt, für Fehler geradezustehen, die in ihrem Bereich passiert sind. Das gilt selbstverständlich auch für mich.
Deshalb entschuldige ich mich bei unseren Zuschauern und meinen Gästen Christian Lindner, Katrin Göring-Eckardt und Alice Weidel für die bedauerliche Recherche-Panne.
Diese drei Minuten in unserer zweistündigen Sendung zeigen mir erneut, dass selbst ein erfahrenes Team in eine solche Situation kommen kann. Dennoch: So etwas darf nicht passieren.
Strunz entschuldigte sich „bei unseren Zuschauern und meinen Gästen Christian Lindner, Katrin Göring-Eckardt und Alice Weidel für die bedauerliche Recherche-Panne“. So etwas dürfe nicht passieren, schrieb der Moderator.