Nicht nur die Tafel in Essen verteilt keine Nahrungsmittel mehr an Menschen ohne deutschen Pass. Eine ähnliche Regelung gilt bei der Tafel in der Ruhrgebietsstadt Marl – und das schon seit einigen Monaten.
Bei der Hilfsorganisation Tafel im nordrhein-westfälischen Marl erhalten alleinstehende ausländische Männer derzeit aus Kapazitätsgründen keine Berechtigungsausweise für die Lebensmittelausgabe. Die Regelung bestehe bereits seit Mitte vergangenen Jahres, sagte Peter Cremer vom Vorstand des Trägervereins am Donnerstag. Bedürftige Familien mit Kindern würden aber weiterhin unabhängig von der Nationalität aufgenommen.
Die Regelung sei eingeführt worden, nachdem man wegen der zahlreichen Flüchtlinge an Kapazitätsgrenzen gestoßen sei. „Das Hauptproblem ist, dass wir nicht genug Ware haben“, sagte die Vereinsvorsitzende Renate Kampe. Abgewiesene Antragsteller würden gebeten, alle vier Wochen wieder nachzufragen. Das Verhalten der Flüchtlinge sei kein Problem, betonte Kampe. „Da werden wir gut mit fertig.“ Zuvor hatten mehrere Medien über die Regelung in Marl berichtet.
Kritik an Tafel: Runder Tisch soll Lösung bringen
Seit einer Woche läuft eine bundesweite Debatte über einen vorübergehenden Aufnahmestopp der Essener Tafel für Ausländer. Die Tafel in Essen begründet ihr Vorgehen mit einem weit überdurchschnittlichen Anteil an Ausländern. Gerade ältere Menschen und alleinerziehende Mütter hätten sich von den vielen fremdsprachigen jungen Männern in der Warteschlange abgeschreckt und weggedrängt gefühlt.
Nach massiver Kritik bis hin zu Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) soll ein Runder Tisch in den kommenden Wochen eine Neuregelung für die Essener Tafel erarbeiten.