Die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde will in einem Gewerbegebiet in Erfurt-Marbach eine Moschee bauen. Es wäre der erste Neubau einer Moschee in Thüringen – ein Projekt, das bei dem Verein „Bürger für Erfurt e.V.“ auf Widerstand stößt. Mit zwei riesigen Holzkreuzen protestiert er gegen den Bau des islamischen Gebetshauses.
Wie der „MDR“ berichtet, hatte der Verein auf einem Grundstück nahe der geplanten Moschee-Immobilie am Samstag zunächst ein zehn Meter hohes Holzkreuz und später ein zweites, vier Meter hohes, errichtet. Auf ihrer Facebook-Seite bekannte sich die Gruppierung nachträglich zu den beiden Protestaktionen.
Ortsteilbürgermeistern Böhlke fürchtet Beginn eines heftigen Widerstandes
Die Ortsteilbürgermeistern Katrin Böhlke hat sich von den Initiatoren des Holzkreuz-Protests distanziert. Die parteilose Kommunalpolitikerin betonte gegenüber dem „MDR“ am Montag, dass die „Bürger für Erfurt“ nicht für Marbach sprächen. Böhlke soll sich besorgt darüber geäußert haben, dass die Proteste gegen den geplanten Neubau eskalieren könnten. Sie fürchte, dass die Kreuze erst der Beginn eines heftigen Widerstandes sein werde – und hoffe, dass er nicht in Gewalt umschlagen werde.
Auch die evangelische Kirche verurteilt das Vorgehen des Vereins. Der Marbacher Pfarrer Ricklef Münnich kritisierte, dass die Moschee-Gegner das Kreuz als christliches Symbol missbrauchen würden. Dieses Kreuz sei kein Christus-Kreuz, schrieb er am Sonntag in einer Mitteilung. Vielmehr werde hier versucht, auf der grünen Wiese einen Kulturkampf „Kreuz gegen Minarett“ auszurufen – von Menschen, die sich der Kirche gar nicht zugehörig fühlen würden. Die Kirchen und die im Thüringer Landtag vertretenen Parteien, mit Ausnahme der AfD, begrüßen das Vorhaben.
Die Ahmadiyya-Gemeinde
Bei der Ahmadiyya-Gemeinde handelt es sich um eine Abspaltung vom Islam. Sie wurde in den 1889 Jahren in Britisch Indien von Mirza Ghulam Ahmad gegründet, dem Propheten der Ahmadi. Nachfolger und Oberhaupt ist ein Kalif, Hauptsitz der Gemeinde, die weltweit über zehn Millionen Mitglieder verfügt, ist in London. In Deutschland leben 40.000 Ahmadi – genau ein Prozent der rund vier Millionen Muslime. Die Ahmadi lehnen Gewalt ab, erkennen den Rechtsstaat an und treten für die Trennung zwischen Staat und Religion ein.
Erfurt geht nicht gegen das Holzkreuz vor
Die Stadt Erfurt sieht keinen Grund, gegen die Kreuze vorzugehen. Baurechtlich sei das Aufstellen beider Kreuze nach derzeitigem Prüfstand nicht genehmigungspflichtig. Eine Sprecherin der Stadt sagte am Dienstag zu FOCUS Online, dass so etwas privatrechtlich möglich sei. Nach ihren Angaben gehört das Grundstück, auf dem das Kreuz steht, aber weder der Stadt noch der Landesentwicklungsgesellschaft LEG. Solange von den Kreuzen keine Gefahr ausgehe, müsse es auch nicht beseitigt werden. Allein der Eigentümer des Grundstücks müsste einen solchen Schritt veranlassen.
Laut Bericht wird sich die Ahmadiyya-Gemeinde durch die Kreuz-Aktion nicht von ihrem Plan abhalten lassen, in Marbach eine Moschee zu bauen. Der Bauantrag dafür soll in den nächsten Wochen bei der Stadtverwaltung eingereicht werden.