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Jun 05

Tödliche Bluttat im Migrantenmilieu in Salzburg-Lehen: Täter auf der Flucht

Ein Todesopfer und einen Schwerverletzten hat es am späten Dienstagabend bei einer Schießerei an der Ignaz-Harrer-Straße in Salzburg-Lehen gegeben. Das Landeskriminalamt ermittelt. Wenige hundert Meter, auf der anderen Seite der Lehener Brücke in der Elisabeth-Vorstadt, geschah bereits vor acht Jahren ein Mord – der weiterhin ungeklärt ist.

 

Der nunmehrige mutmaßliche Mord ereignete sich am Dienstag gegen 22.30 Uhr. Nach Angaben der Polizei war es zwischen einem 24-jährigen Bosnier und einem noch unbekannte Mann zu einer Auseinandersetzung gekommen. Der Bosnier rief seinen im Lokal „Cafe Bar Lounge Focus“ befindlichen Vater (46) zu Hilfe.
Dann fielen zwei Schüsse – der erste auf den Sohn, der zweite auf den Vater. Der 46-Jährige erlag noch an Ort und Stelle seinen schweren Verletzungen, sein Sohn musste nach notärztlicher Erstversorgung vom Roten Kreuz in das nahe gelegene Landeskrankenhaus eingeliefert werden. Er wurde an einem Bein oberhalb des Knies getroffen. Der 24-Jährige ist laut SN-Informationen ansprechbar und wird auf der Normalstation behandelt. Ein
Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes betreute Angehörige der Bosnier.
Die Hintergründe des dramatischen Ereignisses an der Ignaz-Harrer-Straße sind zur Stunde noch unklar. Das Landeskriminalamt der Polizei hat Ermittlungen aufgenommen. Bei dem Tatverdächtigen soll es sich um einen Mann mit Schnauzbart handeln; laut dem derzeitigen Ermittlungen geht man von einem „Mann südeuropäischen Typs“ aus. Das Alter des Mannes sei nicht bekannt, sagt Laubichler.

Polizeisprecherin bittet Zeugen, sich zu melden

Polizeisprecherin Nina Laubichler konnte Mittwochvormittag nur so viel sagen: „Die erste Fahndung nach dem Täter ist negativ verlaufen. Der genaue Tathergang wird gerade überprüft. Es gibt keine Personenbeschreibung des Täters, weil es von den Zeugen widersprüchliche Angaben gibt. Die Vernehmung der Zeugen aber auch des Opfer, des verletzten jungen Mannes, werden heute durchgeführt. Dazu brauchen wir aber Dolmetscher.“
Warum sich der junge Mann und sein Vater sich im Lokal aufgehalten hätten, wisse man noch nicht, sagte Laubichler: „Es hat eine umfangreiche Spurensicherung am Tatort durchgeführt werden können. Es gibt einige Zeugen. Weitere Zeugen des Vorfalles werden aber gebeten, sich beim Landeskriminalamt unter der Nummer 059/133-503333 zu melden.“

Mordfall aus dem Jahr 2011 vor dem Elmo-Kino ist weiter ungeklärt

Der aktuelle Tötungsfall weckt aber auch Erinnerungen – und zwar an eine weitere Bluttat, die sich nur wenige hundert Meter entfernt hat – und zwar auf der anderen Seite der Lehener Brücke vor dem ehemaligen Elmo-Kino im Stadtteil Elisabeth Vorstadt.
Die Fakten: Die 38-jährige gebürtige Serbin Ljubica K. wurde am 9. Mai 2011 vor dem ehemaligen Elmo-Kino von einem Unbekannten mit einem Messer attackiert und tödlich verletzt. Die Ermittler befragten rund 70 Zeugen, es wurden auch mehrere Personen zwischenzeitlich als Beschuldigte geführt – bei keiner hatte sich jedoch ein Tatverdacht erhärtet. Die Kriminalisten gehen am ehesten von einem aus dem Ruder gelaufenen Handtaschenraub aus.

Dezember 2017: Türke schoss in Lehen einen Bekannten nieder

Auch eine zweite Bluttat in Lehen aus dem Jahr 2017 kommt angesichts des aktuellen Falls in Erinnerung: Denn am 7. Dezember 2017 hat dort ein 54-jähriger Türke in Lehen im Bereich der Hans-Sachs-Gasse auf offener Straße mit einer Pistole der Marke Walther P 38, Kal. 9 mm, einen 42-jährigen Bekannten aus nächster Nähe niedergeschossen und fast getötet. Ein allfälliges Motiv für den Mordversuch wurde auch beim Prozess im Dezember 2018 vom später erstinstanzlich Verurteilten nicht genannt. Tatsache ist, dass der 54-Jährige, damals Inhaber einer Imbissstube, bereits zuvor mit der Pistole, die er unbefugt besaß, in ein Wettlokal ging. „Er wollte einen Gewinn aus einer Fußballwette in Höhe von 300 Euro einfordern; tatsächlich standen ihm aber nur 155 Euro zu. Weil ihm der Angestellte nicht 300 Euro geben wollte, zückte der Angeklagte die Pistole und bedrohte diesen“, so Staatsanwalt Michael Schindlauer beim Prozess.
Der 54-Jährige verließ dann das Lokal und traf auf dem Heimweg auf den 42-jährigen Bekannten – was diesen letztlich fast das Leben kostete. Der 42-Jährige im Prozess: „Ich hatte gerade mein Auto eingeparkt. Da ist er auf mich zu und hat gesagt, ich soll ihn anschauen. Dann hat er gefragt, warum ich ihn nicht grüße. Ich habe nur gesagt, dass ich ihn nicht grüßen muss. Darauf hat er mich und einen Onkel von mir beschimpft, plötzlich die Pistole gezogen und auf mich geschossen.“ Der 42-Jährige erlitt zwei Bauchschüsse und einen Durchschuss im Arm. Er überlebte nur dank Not-OP und war zum Zeitpunkt des Prozesses im November 2018 noch immer arbeitsunfähig. Die Geschworenen sprachen den unbescholtenen 54-Jährigen einstimmig wegen Mordversuchs, Nötigung, Drohung und illegalen Waffenbesitzes schuldig. Der Mann wurde in der ersten Instanz zu 14 Jahren Haft verurteilt.

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