Präsident der Bundeswehr-Uni geht auf Studenten zu. Scholz äußert sich. Verteidigungsministerium: Schmidt-Foto hätte bleiben können.
Hamburg. Auch drei Tage nach dem Abhängen eines Soldatenbildes von Altkanzler Helmut Schmidt in der Hamburger Bundeswehr-Universität, die seinen Namen trägt, geht die Debatte um die „Foto-Affäre“ weiter. Nun hat Uni-Präsident Wilfried Seidel angekündigt, sich mit Studenten-Vertretern zu treffen und „Positionen auszutauschen und etwaige Missverständnisse auszuräumen“. Die vom zuständigen Disziplinarvorgesetzten verfügte Entfernung des Fotos habe in der Studierendenschaft ein geteiltes Echo gefunden. Auf dem Bild ist Schmidt im Jahre 1940 in einer Uniform der Wehrmacht zu sehen.
Uni-Präsident Seidel betonte in einem Schreiben an das Verteidigungsministerium: „Es ist mir wichtig, hervorzuheben, dass sich die Universität in keiner Weise von ihrem politischen Gründungsvater und Namenspatron distanziert.“ Das Verteidigungsministerium hatte betont, das Foto hätte nicht unbedingt abgehängt werden müssen.
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz sagte dem Abendblatt am Rande des SPD-Parteitages: „Bei allem Verständnis für eine kritische Überprüfung der Vorgänge in der Bundeswehr scheint man in diesem Fall doch über das Ziel hinausgeschossen zu sein.“ Die Vergangenheit des Altkanzlers in der Wehrmacht sei bekannt. „Seine Lebensleistung als Bundeskanzler, als Verteidigungsminister, als Innensenator und Publizist weist weit über diese Zeit hinaus, weshalb er zu Recht Namensgeber der Bundeswehr-Universität in Hamburg geworden ist.“
Von der Leyen will Kasernen umbenennen
Unterdessen lässt Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) in der Affäre des unter Terrorverdacht stehenden rechtsextremen Oberleutnants Franco A. weitere Kasernen nach Andenken an die Wehrmacht durchsuchen. Sie will auch Kasernen mit Namen von Wehrmachts-Offizieren umbenennen lassen. „Wenn wir in den kommenden Monaten den 35 Jahre alten Traditionserlass modernisieren, müssen wir auch an das Thema Kasernennamen ran“, kündigte sie in der „Bild am Sonntag“ an. „Ich finde, die Bundeswehr muss nach innen und außen klar signalisieren, dass sie nicht in der Tradition der Wehrmacht steht.“ Stattdessen solle sie ihre eigene 60-jährige Geschichte selbstbewusst in den Vordergrund stellen.
Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker, räumte ein, rechtsextreme Tendenzen in der Armee seien in den letzten Jahren nicht energisch genug bekämpft worden. Es habe ein „Muster des Wegsehens“ gegeben, sagte er dem „Spiegel“.