Die neue Kriminalstatistik zeigt: Die Anzeigen gegen Asylbewerber steigen in der Schweiz überdurchschnittlich.
März 2016. Eine 18-jährige Studentin steigt am Bahnhof Luzern in ein Taxi. Sie will nach Kriens. Der Taxichauffeur weicht von der Route ab, fährt auf einen abgelegenen Parkplatz in einem Industriegebiet und vergewaltigt dort die junge Frau. Eine von insgesamt 588 Vergewaltigungen, die letztes Jahr in der Schweiz angezeigt wurden – es waren 11 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die polizeiliche Kriminalstatistik, die diese Woche veröffentlicht wurde, gibt auch Aufschluss über die Herkunft der mutmasslichen Täter: Von den 495 Beschuldigten, deren Identität bekannt ist, waren 298 Ausländer, darunter 51 Asylbewerber, inklusive zwei abgewiesene, deren Ausreisefrist abgelaufen war.
Aussagekräftig werden die Zahlen, wenn man sie ins Verhältnis setzt: 60 Prozent der Angezeigten waren Ausländer. 10 Prozent von allen Beschuldigten waren Asylbewerber – 2010 waren es noch 6 Prozent. Eine Zunahme gibt es auch bei den sexuellen Belästigungen: 2015 gingen 35 Anzeigen gegen Personen aus dem Asylbereich ein, 2016 waren es bereits 82. Der Anteil der Flüchtlinge an allen angezeigten sexuellen Belästigern verdoppelte sich innert eines Jahres von 6 auf 12 Prozent.
Einen Anstieg gibt es in mehreren Kantonen – etwa im Aargau. «Diese Zunahme können wir nicht abschliessend erklären», sagt Barbara Breitschmid von der Kantonspolizei Aargau. «Es kann damit zusammenhängen, dass mehr Asylbewerber hier sind oder dass sich das Anzeigeverhalten nach der Silvesternacht in Köln geändert hat.» Was als sexuelle Belästigung angezeigt werde, sei unterschiedlich, sagt Breitschmid. «Das reicht vom Streicheln am Arm bis zum Griff an die Brüste oder zwischen die Beine.»
Problem mit den Ausländern ist «echt»
Die meisten Fälle von sexuellen Übergriffen durch Asylbewerber hätten sich in Zügen, Bahnhöfen und Einkaufszentren ereignet. Anders bei den Vergewaltigungen, hier gab es im Aargau letztes Jahr sechs Anzeigen gegen Flüchtlinge. «Sie fanden vor allem in Asylunterkünften statt», sagt Breitschmid. In einem Fall habe das Opfer den Beschuldigten nach mehreren Treffen mit nach Hause genommen. Bei der Kantonspolizei Zürich führt man den Anstieg bei den Sexualstraftaten auf die Präventivarbeit zurück, die das Anzeigeverhalten geändert habe. «In diesem Zusammenhang gab es auch mehr Anzeigen wegen sexueller Delikte», sagt ein Polizeisprecher.
Diese These sei falsch und werde «seit 20 Jahren wie ein Mantra wiederholt», sagt Strafrechtsexperte Martin Killias. «Die Crime Surveys, also die Erhebungen zu den Straftaten, zeigen eindrücklich, dass die Anzeigeraten sehr stabil bleiben.» Wo es Ausnahmen gebe, etwa bei Raub, sei das mit geänderten Tatkonstellationen erklärbar. «Die Untersuchungen zeigen auch, dass Ausländer nicht häufiger angezeigt werden als einheimische Tatverdächtige», sagt Killias. Wenn es mehr Anzeigen gegen Ausländer gebe, sei das Problem daher «echt».
Damit stellt sich eine Frage, die bisher in den Giftschrank gehörte: Sind Männer aus patriarchalischen Ländern besonders anfällig für sexuelle Gewalt? «Es geht um die fehlende Integration», sagt Killias. «Bei den Migranten hat es schon immer viele junge Männer gegeben, aber heute gibt es darunter auch Männer, die mit den Lebensformen der Frauen in westlichen Ländern nicht umgehen können.» Das habe die Kölner Silvesternacht gezeigt. Dort kam es zu zahlreichen Übergriffen auf Frauen durch Gruppen junger Männer, vornehmlich aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum. «Egal, ob der Täter Schweizer oder Ausländer ist, eine Vergewaltigung ist immer schlimm», sagt SVP-Nationalrätin Natalie Rickli «Die Zahlen zeigen aber, dass wir sexuelle Gewalt richtiggehend importieren.»
(SonntagsZeitung)