
Tatort Nummer drei: Rosenmontag versuchte der brutale Serien-Vergewaltiger eine 40 Jahre alte Frau auf der Frankenstraße/Ecke Berenberger Mark ins Gebüsch des Stadtwaldes zu ziehen. Die mutige Frau wehrte sich mit Pfefferspray und konnte wegrennen.
Foto: André Hirtz
Essen. Ein Anwalt sagt: „Die Polizei hätte früher vor dem Serien-Vergewaltiger warnen müssen.“ Präsidium Essen weist auf umfangreiche Ermittlungen hin.
Im Fall des fieberhaft gesuchten Serien-Vergewaltigers vom Stadtwald macht der renommierte Essener Strafverteidiger Volker Schröder der Essener Polizei schwere Vorwürfe. „Die Polizei wusste schon seit Anfang Januar, dass sie nach einem Serienvergewaltiger fahndet. Sie hätte die Öffentlichkeit rechtzeitig informieren müssen.“ Auch bei besorgten Anwohnern rund um den Stadtwaldplatz rumort es.
Einer dieser Anwohner – er ist Vater einer 19-jährigen Tochter, die regelmäßig durch den Stadtwald joggt – reagiert fassungslos über den Fall des Serien-Vergewaltigers. Auch er hätte sich eine frühzeitige öffentliche Warnung durch die Polizei gewünscht. Der Familienvater bezieht sich auf den dritten Fall vom Rosenmontag, bei dem eine etwa 40 Jahre alte Frau dem mit einem Messer bewaffneten Täter nur durch großes Glück entwischen konnte. „Wir haben die schlimme Vermutung, dass die Polizei Frauen dadurch in die Falle hat laufen lassen.“
Polizei nennt aus taktischen Gründen keine Details
Die Essener Polizei weist auf Anfrage dieser Zeitung auf die seit drei Monaten andauernden „umfangreichen Ermittlungen“ hin. „Aber aus taktischen Gründen werde ich zu Detailmaßnahmen keine Stellungnahme abgeben“, sagt Polizeisprecher Peter Elke.
In allen drei Fällen rund um den Stadtwaldplatz hält sich die Polizei mit Angaben zu den überfallenen Frauen zurück. Auch Details zum jeweiligen Tathergang möchte sie nicht nennen. Sie teilt lediglich mit, dass es sich um erwachsene Frauen handele.
Zum ersten Mal hat der Serientäter, der seit Donnerstag mit einem Phantombild gesucht wird, etwa Mitte Dezember auf der Lerchenstraße zugeschlagen. Nach Informationen dieser Zeitung ist das Opfer vergewaltigt worden. „Das kann ich nicht dementieren“, sagt der Polizeisprecher. Die zweite Tat passierte am 19. Dezember auf der Wittenbergstraße, die dritte am Rosenmontag nach 21 Uhr auf der Frankenstraße/ Ecke Berenberger Mark.
Dass ein brutaler Serientäter am Werke sei, wisse die Polizei – „mit einer gewissen Sicherheit“ – aber erst seit dem dritten Fall am Rosenmontag. „Ein genaues Bild haben wir erst seit der dritten Attacke, seitdem gehen wir von ein und demselben Täter aus.“
Berittene Polizei, Hundeführer und Zivilbeamte im Einsatz
Der Polizeisprecher betont, dass schon nach dem ersten Fall an der Lerchenstraße „sehr umfangreiche polizeiliche Aktivitäten und Ermittlungen in Gang gesetzt wurden.“ Die Polizei schickte Beamte der Reiter- und Hundestaffel sowie Fahnder in Zivil in den Stadtwald.
Die große Zurückhaltung im Fall Nummer eins begründet Polizeisprecher Peter Elke so: „Ich würde damit lediglich die Neugier der Öffentlichkeit an Details dieser Sexualstraftat befriedigen, was ich aus Gründen des Opferschutzes aber strikt ablehne.“
Zuständig für die Ermittlungen im Fall des Serien-Vergewaltigers sei das Kriminalkommissariat 12. Es handele sich um erfahrene Beamten, die sehr genau wüssten, wann die Polizei eine öffentliche Warnung aussprechen müsse und wann nicht. „Dass der Täter nach mehr als zwei Monaten am Rosenmontag wieder zuschlägt, konnte die Polizei im Vorfeld nicht wissen“, sagt der Sprecher. Und fügt hinzu: „Wir wollen den Täter von der Straße bekommen und das wird uns auch gelingen.“
>> BRUTALER TÄTER AM WERK
- Bei dem gesuchten Serienvergewaltiger handelt es sich um einen circa 50 Jahre alten Mann (oder älter), 80 bis 90 Kilogramm schwer, kräftig und muskulös, bekleidet mit schwarzer Mütze und dunkler Kleidung.
- Der Mann spricht einen osteuropäischen Akzent. Er soll u. a. zum Stadtwaldplatz geflüchtet sein und könnte die S6 genommen haben.
- Bei der versuchten Vergewaltigung am 19. Dezember auf der Wittenbergstraße hat er sich nach Polizeiangaben Verletzungen im Genitalbereich zugezogen.
- Bei der Tat am Rosenmontag muss er wegen der Pfefferspray-Gegenwehr stark gerötete Augen gehabt haben.
- Die Polizei erbittet Hinweise unter der Rufnummer 0201 / 8290.