Herford (WB). Vier junge Flüchtlinge sollen ein 16-jähriges Mädchen aus Herford zum Sex gezwungen haben. Die Tat soll in einem Wohnhaus der katholischen Kirche passiert sein. In der kommenden Woche beginnt der Prozess wegen gemeinschaftlicher Vergewaltigung.
Fast zwei Jahre dauerten die Ermittlungen der Bielefelder Staatsanwaltschaft. Jetzt hat die Behörde die Asylbewerber angeklagt. Sie sind heute zwischen 19 und 24 Jahre alt. Zwei von ihnen stammen aus Afghanistan, die anderen beiden aus Pakistan und Aserbaidschan. Da zwei Angeklagte zum Tatzeitpunkt minderjährig waren, wird vor dem Jugendschöffengericht verhandelt.
Herfords Amtsgerichtsdirektor Bernd Kahre sagt, dass der Prozess in weiten Teilen öffentlich sei. Beginn ist am kommenden Donnerstag um 9.30 Uhr. Insgesamt seien fünf Zeugen geladen, darunter das mutmaßliche Opfer, die mittlerweile 18-jährige Deutsche.
Lange Haftstrafen drohen
Sollte sich in der Hauptverhandlung herausstellen, dass die Anklage zutreffend ist, drohen den Männern lange Haftstrafen. Das Amtsgericht kann Jugendliche und Heranwachsende bis zu zehn Jahre ins Gefängnis schicken.
Die Gruppenvergewaltigung soll sich in der Nacht des 15. Oktober 2016 ereignet haben. Nach Informationen dieser Zeitung sollen in einer Wohngruppe für junge Flüchtlinge in Herford – Träger ist die katholische Kirche – zunächst gemeinsam Alkohol getrunken und Shisha-Pfeifen geraucht worden sein.
Gegen Mitternacht habe sich das Mädchen mit einem der späteren Angeklagten in ein Schlafzimmer zurückgezogen, wo es zum einvernehmlichen Geschlechtsverkehr gekommen sein soll. Als die damals 16-Jährige anschließend das Zimmer verlassen wollte, soll sie mit Gewalt daran gehindert worden sein, unter anderem, indem sie aufs Bett gedrückt wurde. Zudem soll die Tür verriegelt worden sein. Nach und nach sollen die anderen jungen Männer hinzugekommen sein.
Laut Staatsanwaltschaft sollen die vier jungen Männer das Mädchen dann wechselseitig, aber auch gleichzeitig über einen längeren Zeitraum zum Sex gezwungen haben. Die Herforderin soll sich vergeblich mit Worten und Schlägen gewehrt haben.
Ein Angeklagter bestreitet die Vorwürfe
Rechtsanwalt Christian Thüner aus Herford vertritt einen der Angeklagten. Er sagt: »Mein Mandant bestreitet die Tat. Er wird vor Gericht dezidiert Stellung nehmen und seine Sicht der Dinge schildern.«
Pflichtverteidiger Mathias Steuer hat das Mandat für einen anderen Beschuldigten übernommen. »Das sind sehr schwere Vorwürfe. Ich werde mir anhören, was die Hauptbelastungszeugin sagt und dann entscheiden, ob ich ein Glaubwürdigkeitsgutachten beantrage.« Opferanwältin Ruth Siekmeier wollte sich im Vorfeld nicht äußern.